- Teilnehmer: Kunzi, Tommy
- Datum: 05/06/07. August 2016
- Video: hier
Die bisherige Ausbeute an Gipfeln bzw. tollen Touren war in diesem Sommer relativ mies gewesen. Dieses Wochenende hatte ich mir aber schon vor 2 Monaten mit Tommy für eine Aktion reserviert. Ich hab mir den Freitag freigenommen und somit mein Wochenende verlängert. Tommy war nach seinem 2-wöchigen Urlaub gechillt und ready .
Vor diesem Wochenende hatte Tommy den Glockner und ich den Olperer sowie zusammen im Juli den Ortler gemacht. Extrem vorbereitet waren wir somit beide nicht. Aber das Jahr 2016 war bis zu diesem Zeitpunkt aufgrund der Wetterbedingungen insgesamt nicht gerade das mega Bergjahr gewesen. Somit freuten wir uns beide seit Wochen auf dieses Wochenende. Blöd nur, dass über ganz Europa eine fette, nasse Kaltfront reingeschaut hatte. Im Hochgebirge ab 3000 hatte es recht knackig geschneit. Egal, es sollte besser werden. Somit wurde am Donnerstag das Equipment gepackt.
Es sollte der Mont Blanc über die „VOIE DES 3 MONTS“ werden. Also ein recht knackiges Ziel auch ohne dem Wetter der Vortage. Die Tour zählt zu den Klassikern des Mont Blanc Massivs und wie geil wäre es in diesem Sommer noch drei 4000er auf einmal mitzunehmen. Nebenbei hätten wir den höchsten Gipfel der Alpen auch noch im Sack. Top motiviert starteten wir die Reise per Auto am Freitag gegen 09:00 Uhr. Mit 7h Autofahrt über Mailand mag man rechnen und am Mont Blanc Tunnel kann man auch mal länger stehen. So ging es dann in Richtung Chamonix, mit kleinen Stops an den Raststätten auf Panettone und Espresso. Das Wetter hatte sich leider immer noch nicht extrem gebessert und wir kamen einige Male in echt starke Regengüsse. Kein super Zeichen, aber wir waren nun mal schon am Weg. Beim Mont Blanc Tunnel hieß es dann leider wirklich 1h warten. Die Grenzkontrollen in diesem Sommer wurden auch Richtung Frankreich verstärkt. Aber zumindest schien das Wetter hier herunten besser zu sein. Manchmal blitze sogar die Sonne heraus. Nach dem Tunnel dann wieder starker Regen…
Es schien als würde das Massiv den Regen einfach nicht davon ziehen lassen. Wurscht! Jetzt braucht es zum chillen mal ein billiges Hotel. Das Le Vert Hotel in Chamonix war ca. 15 Minuten zu Fuß von der „Aiguille du Midi Bahn“ entfernt. Es machte einen netten Eindruck und war preislich ganz OK. Nach einem Burger und 2 Bier hauten wir uns aufs Ohr um gleich in der Früh eine der begehrten ersten Gondeln zu erwischen. In der Nacht klarte es dann endlich auf, und der nächste Tag versprach ein schöner zu werden.
Am Morgen startete der Tag um 07:30 (früher gab es kein Frühstück) und um 08:00 verließen wir das Hotel voll bepackt, aber bei tollem Wetter Richtung „Aiguille du Midi-Bahn“. Dort angekommen erkannten wir schnell, dass es noch etwas dauern würde bis wir auf eine Gondel hüpfen durften. Das Ticket gelöst (rauf und runter mehr als 50€), warteten wir 3-4 Gondeln ab, dann waren endlich wir an der Reihe. Mit einmal Umsteigen ging es dann trotzdem recht flott (20 min.) von ca. 1.000m auf 3.800m.
Wer die Bergstation kennt, weiß welch ein Panorama einen dort oben erwartet. Ich war nun schon das dritte Mal in dieser Gegend und das zweite Mal auf der Aguille du Midi, war aber wie beim ersten Mal sehr beeindruckt. Ich kannte den Weg zum Ausgang auf Aguille du Midid Grat und somit fanden wir recht schnell durch die Tunnel der Bergstation. Dort angekommen verschwendeten wir keine Zeit, montierten die Eisen, sicherten uns mit Seil und machten uns an den echt eindrucksvollen Abstieg über den Grat. Das Wetter war ein Traum, lediglich ein unfeiner Wind begleitete uns den Abstieg.Ich kannte den Weg bzw. die Richtung unseres heutigen Vorhabens aus den Vorjahren, da Andi und ich bereits 2013 genau unterhalb der Aiguille du Midi für, 3 Tage und Nächte unser Camp aufgeschlagen hatten. So Stapften wir mit unseren fetten Rucksäcken zuerstmal Richtung „Refuge des Cosmiques“ (3613m), dem eigentlichen Ausgangspunkt der „VOIE DES 3 MONTS“ . Unser Plan war aber ein andere. Eigentlich sollte es am heutigen Tage bereits über den Mont Blanc du Tacul und zum Mont Maudit gehen um dort das Zelt auf zu stellen. Aber dazu später mehr.
Eine sehr ähnliche Wetter-Situation wie heute, hatte es auch im Jahre 2013. Damals entschieden sich Andi und ich dafür, den Cosmique Grat zu machen. Von solchem aus hatten wir damals einen super Blick auf den Einstig in die steile Gletscherwand zum Mont Blanc du Tacul. Damals probierten sich ebenso Bergsteiger an dieser ersten Flanke, nach starken Niederschlägen und viel Neuschnee. Ich konnte mich noch daran erinnern, dass damals die ersten die in den Hang einstiegen eine Lawinne auslösten und somit ihr Unterfangen abbrachen. es passierte niemandem was, trotzdem war dieser gefährlich.
Kurz nach der Cosmique Hütte inspizierten wir also diese Flanke… Wir sahen etwas über der Mitte dieses Hanges eine größerer (4er) Seilschaft, welche bereits diese kritische Stelle gemeistert hatte. Aber es war auch zu erkennen, dass diese die erste und einzige Seilschaft an diesem Tag im Aufstieg zum Mont Blanc du tacul war. Wir entschieden uns trotzdem noch heute ein paar Höhenmeter zu machen und stiegen auch in die Flanke ein. Es war ca. 11:00 Uhr, und wir rechneten mit a. 2h für diesen ersten Teilabschnitt zum 1 Gipfel.
Der Schnee war wirklich tief, sicher 25 cm, und wir waren froh, dass zumindest eine Seilschaft vor uns war, welche spurte. Sie hatten auch einen wirklichh gute Linie durch die Spalten und vorbei an den Seracs gefunden. Trotzdem schiendie Seilschaft vor uns nun etwas beunruhigt, denn sie gingen nicht mehr weiter. Wir machten aber nicht halt und holten Meter um Meter auf. Im Vorfeld der Tour hatte ich mir bereits vorhandene Berichte zu dieser Tour angesehen, musste aber erkennen, dass es wirklich recht steile Passagen gab, die aus den Berichten nicht so herausgekommen ware. Schließlich drehte 100m über uns auch die 4er Seilschaft um… Dies motivierte uns nicht gerade, und beim Passieren fragten wir weshalb der Abbruch. Sie meinten, dass Sie ersten recht fertig waren vom Spuren, und zweitens eine Spalte in sehr steilem Gelände für sie nicht zum überwinden war.
Diese Spalte wollten wir uns noch genauer ansehen. Dort angekommen. sah ich die etwa 50 cm offene Spalte. Ich bat Tommy darum, mich beim überqueren etwas straffer zu sichern, dachte aber, dass die Spate nich so tief sein konnte in diesem echt steilen Gelände (ca.45 Grad). So war es dann auch. Die Spalte war stabil (es war ja sau kalt gewesen) und zusätzlich fasst bis zum Rand mit Schnee voll… Auf allen Vieren krabbelte ich darüber hinweg, den Pickel in der rechten Hand um mich über diese steile Stelle darüber zu ziehen. Einige Meter darüber sicherte ich TOmmy nach. Danach hieß es dann leider alleine weiter Spuren. Aber es waren sicher 4/5 des Hanges geschafft. Der Unterggrund wurde nun härter aber dafür stellte sich der Hang nun erst so richtig auf. Sicher 45 Grad und abgeblasen, glichen diese 50m mehr einer kleinen Nordwand als einer gemütlichen Tour.
Auch Tommy war dann froh, als wir diesen Teil geschafft hatten und uns auf dem Plateau des Tacul „Epaule du Mont Blanc du Tacul“ gemeinsam einfanden. Dort hieß uns dann starker, kalter und ungemütlicher Wind willkommen. Auch der Mont Maudit rückte nun ins Blickfeld. Auf der, dem Wind etwas abgewanteren Seite deponierten wir nun den Schweren Rucksack und machten uns auf den Weg zum Gipfel des Mont Blanc duTacul. Am Anfang gehts nur das Plateau leicht ansteigend hinauf. Dann beginnt der Fels, den man am Fuße links umgeht. Bei uns war hier wirklich reines Blankeis und unterhalb pfeifte es 800m runter. Nur mit 2 Eisschrauben gesichert setzte ich den Aufstieg hier fort. Nach 20m entspannte sich die Situation und im2 Grad wurde zwsichen Schnee und Fels zum Gipfel aufgeklettert. Von Dort aus konnte ich direkt Tommy nachsichern. Am Gipfel (4248m) hatten wir wider unserer Erwartungen keinen Wind mehr und konnten somit ein paar mega Fotos schießen. Auch der Blick auf den Mont Maudit war 1a und wir analysierten den Aufstieg.
Aus den 2h mit denen wir gerechnet hatten sind dann 3h geworden (14:00 Uhr). Mit der ersten Flanke im Hinterkopf, sprich dem beschwehrlichen Aufstieg durch tiefen Schnee, schien uns das Unterfangen „Mont Maudit“ am heutigen Tage zu sportlich. Nebenbei war dieser noch gar nicht gespurt. Somit kletterten wir vom Mont Blanc du Tacul zu den Rucksäcken ab und entschieden uns die Nacht hier zu verbringen. Mit den Pickeln grubben wir nun in die Plateauwechte eine Niesche in der das Zelt Platz finden sollte. Nach etwa einer dreiviertel Stunde besiedelten wir unser Lager. Matrazen aufblasen, Schlafsäcke raus und etwas Ordnung schaffen. Im Zelt war es warm, trotzdem nackelte der Wind an der Aussenhaut und bließ zusätzlich feinen Schnee zw. Zeltwand und abgegrabener Scheewand. Aktuell noch kein Problem und so kochten wir mal ausgiebig. gegen halb acht am Abend machten wir unsere letzten Sonnenuntergangs-Fotos und probierten zu schlafen. Der Wind hatte aber unseres ermessens nach noch zugenommen und auch mit Ohropax war an Schlaf nicht zu denken. In der Nacht wurde es duch den aufs zelt gewehten Schnee dann auch noch verdammt eng. Mit Knien und Fäusten probierte Tommy (hangseitig liegend) den eingewehten Schneemassen Herr zu werden. Es wurde aber immer enger und so drehte ich mich während der Nacht um damit Tommy nun mehr Platz für seinen Oberkörper hatte.
Irgendwann um 05:30 ging dann der Wecker und wir schauten aus dem Bullauge ob bereits Stirnlampen in Richtung Maudit zu sehen waren. Wir waren alleine, und so verkrümelten wir uns nochmal in den Schlafsäcken. Gegen 06:00passierte uns dann aber die erste Seilschaft. Der Wind war inzwischen so stark, dass wir uns im Zelt nur mehr mit lauter Stimme verständigen konnten. Geschlafen hatte keiner, kalt und windig wars, die Motivation im Keller, die besten Voraussätzungen um sich aus dem warmen Schlafsack zu schälen.
Während wir uns fertig machten, passierten 4 weitere Seilschaften das Zelt. Ein letzter Blick auf das Zelt, welches ja nicht weggeblasen werden sollte, dann stapften auch wir gegen 06:45 los. Zuerst geht es recht schnell 200 Hm zum Col Maudit abwärts auf knapp 4000m. Dieses Plateau querten wir und als uns die Sonne wilkommen hieß hatte auch der ind etwas nachgelassen. Die Motivation stieg an. Aber wir sahen auch dass wir auf die vor uns liegenden Seilschaften sehr schnell ausfschlossen. Unter den Seracs machten wir nochmal extra schnell Meter und als sich vor uns der nächste Hang began aufzustellen,hatten wir die ersten 2 Seilschaften eingeholt. Trotzdem stapften wir hinterher um Energie zu sparen. Im Hang ging es im Zick-Zack Modus nach oben. Der schnee war hier eingeblasen und sicher 40cm tief. Ganz mumig war mir in den 35-40 Grad nichso ließen wir immer 20m Abstand zwischen uns. Bald hatten wir dann 2 Seilschaften überholt, wobei eine echt schwach weiter kam. Bei dieser fragte ich mal nach was denn los sei. EIn Ansässiger Bergführer und ein weniger stabiler Gipfelaspirant wollten auch auf den Maudit und weiter zum Mont Blanc. Der Bergführer meinte aber, dass sie deshalb hielten, weil es wirklich gefährlich sei, und er hoffe nicht morgen wieder Schlagzeilen vom Maudit in den Zeitungen lesen zu müssen.
Das bestätigte auch meine Meinung zum vielen Neuschnee in diesem steilen Hang. Nicht umsonst waren hier bereits mehrere Lawinenunglücke im Hochsommer passiert. Die Seilschaften vor uns hatten aber gerade eine sichere Stelle geau am Fuße des Col du Mont Maudit (4354m) erreicht, bis dorthin wollten wir nun auch noch stapfen um diese bis zu 60° steile Firnfeld noch genauer einzusehen. Dort angekommen. waren bereits die ersten Seilschaften des Tages im Aufstig zur Maudit Schulter. Aber es zog sich. Es war bereits 09:00 (2h15min) und laut meinen Studien sollten wir zum Maudit Gipfel nur 2,5h brauchen. Der war aber sicher noch 1h entfernt. Da das Tagesziel aber eigentlich der Mont Blanc, der Maudit-Gipfel nochmals 2h entfernt war (bei unseren verhältnissen eher 3h), kam ich auf eine Gipfelzeit von 13:00. Die letzte Bahn der Aiguille du Midi würde um 17:30 fahren, 4,5h Abstieg und Zusammenpacken unseres Zeugs am Mont Blanc du Tacul, das würde sich nicht ausgehen. Da wir leider beide am Folgetag wieder arbeiten mussten, blieb uns somit keinne Wahl, als hier zu erkennen, dass das Unterfangen „VOIE DES 3 MONTS“ für dieses Jahr gestorben war. Nach kurzem Verschnaufen ging es in der Aufstiegsspur zurück zum Zeltplatz. Wir waren beide moralisch geknickt, weil wir uns die Tour technisch wie auch konditionell zugetraut hätten, aber uns die Bedingungen in die Knie gezwungen hatten.
Nach packen unserer Rucksäcke gings dann wie am Vortag steil abwärts in Richtung Getscherbecken unterhalb der Aiguille du Midi. egen 11:00 erreichten wir dieses. Nun galt es noch einmal die 250Hm Gegenanstieg zur Bahn über den Agille du Midi grat zu überwinden. Auch das wurde mit etwas Kapf geschafft und gegen 12:30 waren wir dann wieder in Chamonix und durften uns auf die 7-8 stündige Heimreise freuen.
Fazit. Die Besteigung des Mont Blanc über die „VOIE DES 3 MONTS“ ist alles andere als ein leichtes Unterfangen, und ist um Längen herausfordernder als die Besteigung über den Normalweg. Sollte sich die Chance ein weiteres Mal ergeben, würden wir 2 Sachen anders machen. Die Tour müsste von der Cosmique Hütte aus gestartet werde, dies nur bei vorangegangenen stabilen Wetter-Bedingungen und nur mit leichtem Gepäck ohne Zwischenbiwak.