- Teilnehmer: Kunzi, Christopher
- Datum: 16/17.06.2017
- Schwierigkeit: 50°
- Video Hintere Schwärze Nordwand: hier
- Topo Hintere Schwärze Nordwand : hier (Bergsteigen.com)
Tourenbeschreibung Hintere Schwärze Nordwand
Mitte Juni, nach einem wirklich schneearmen Winter, haben sich Christopher und ich dazu entschlossen, mit der Hintere Schwärze Nordwand unsere erste „gschmackige“ Bergtour dieses Sommers in Angriff zu nehmen. Im Winter hatte „SIE“ bereits ein Arbeitskollege über den Normalweg gemacht, ich war noch nie in einer Nordwand, und Christopher, als Nordwand-Fan, hatte diese noch auf der Agenda. Somit war alles klar… die „Hintere Schwärze“ über Ihre Nordwand musste fallen. Etwas telefonische Planung am Donnerstag Abend und es stand fest, dass wir Freitag nach der Arbeit Richtung „Vent“ im hinteren Ötztal aufbrechen. Mit an Board, neben randvollen Rucksäcken, unsere Mountainbikes.
Der Zustieg
Gegen 15:00 kamen wir am Parkplatz in Vent, bei der Talstation der Seilbahnen an, bezahlten 5€ für die Parkkarte (2 Tage), und schwangen uns sofort auf unsere Räder. Warum mit Mountainbike? Ich war einen Sommer zuvor am Similaun und auch hier führt der Weg wie bei der „Hinteren Schwärze“ zuerst zur Martin Busch Hütte (2500m). Dabei sind auf ca. 8km ca. 500 Höhenmeter zu überwinden, sprich es ist ein weiter meist flacher „Hatscher“ bis zur Hütte, den ich mir vor allem im Abstieg dieses Jahr ersparen wollte. Auch wenn man in Summe sicher die Hälfte der Zeit bergauf schiebt, haben wir die Hütte mit den schweren Rucksäcken nach etwas über 2h erreicht, also mit den Bikes um ca. 30min schneller als angeschrieben. Nach der Hütte mussten wir einen Bach queren und den Hang gegenüber der Hütte aufsteigen. Nach einer weiteren Stunde war dies geschafft und wir befanden uns im Abstieg zum nun sichtbaren Gletscher , der uns schlussendlich in Richtung „Hintere Schwärze“ führen sollte. Gegen 19.00 waren wir am noch flachen und, hinsichtlich Spalten, gut einsehbaren Gletscher angekommen. Kurz diskutierten wir, ob wir unser Zelt bereits hier aufschlagen sollten. Das wurde aber gleich wieder verworfen, weil
- noch nicht einmal die Hintere Schwärze zu sehen war,
- ich zu dieser Jahreszeit mit mindestens 2 weiteren Stunden Tageslicht rechnete.
So wurden Steigeisen, Gurt und Seil angelegt, die Karte hinsichtlich Gletscherspalten und somit optimalem Weg studiert und in der folge links haltend am Gletscher aufgestiegen. Auf einer Höhe von ca. 3050m und nach den, lt. Karte gefährlichsten „Gletscher-Stellen“, wechselten wir auf den Fels. Nach einer weiteren halben Stunde, und nun Blick auf die Nordwand der „Hinteren Schwärze“ entschlossen wir uns unser Zelt aufzuschlagen.
Der prognostizierte Wind machte sich bemerkbar, somit verschanzten wir uns hinter einem fetten Felsblock, nahe eines Wasserlaufs, um keinen Schnee schmelzen zu müssen. Um 21:45 war das Zelt aufgestellt, der Kocher angeworfen, und die zufriedenen Jungs in ihren Schlafsäcken.
Ich hatte mir für dieses Jar einen etwas größeren Expeditionsschlafsack (4-Seasons) zugelegt und war hellauf begeistert. Nach Brot mit Hartwurst & Käse, einer Knödelsuppe und Waffeln stellten wir den Wecker auf 05:15. Wir wollten sichergehen in der Nordwand die ersten zu sein, um vom heutigen Anstieg zu profitieren. Die Nacht war windig und somit laut, auch die auf jeder 2Tages-Tour präsenten Ohropax halfen nur bedingt. Irgendwann bimmelte dann der Wecker und wir merkten, dass sich anscheinend doch etwas Schlaf ausgegangen war. Bereits in der Nacht hatte es vollkommen aufgeklart. Wir waren durchgefrohren, da wir doch am Vortag einige Male hüftief im Faulschnee eingebrochen waren. Zähneputzen, Frühstücken, Wasser auffüllen und los gings. Um ca. 06:15 befanden wir uns bereits am Gletscher und die ersten begrüßten uns links der vor uns aufsteigenden Nordwand.
Die Kletterei
Um 06:45 startete dann Christopher in die erste Seillänge und querte gleich die noch gut zugeschneite Randspalte. Wir waren uns beide einig, die Bedingungen waren richhtig gut. Nur wenige Stellen waren „Blankeis“ und unsere Steileisgeräte und Steigeisen versanken bei jedem Schritt einwandfrei im Untergrund. Als ich vor der Nordwand stand, dachte ich mir, diese in max. 1,5h durchstiegen zu haben, ich schätzte die Wandhöhe mit nur 4 Seillängen (mit dem 60m Seil) ein. Falsch gedacht. Christopher sicherte sehr sauber und trotz 8 mitgebrachter Eisschrauben wurden aus den 4 geschätzten sicherlich 6 Seillängen. Ca. in der Mitte wurden wir kurzfristig von einer 2 Seilschaft eingeholt, die von der Hütte aufgestiegen war. Ich war recht froh darüber, weil ich erst dadurch die Steilheit der Wand (50°) mit der Kamera einfangen konnte. Da im zweiten Drittel der Wand sich diese noch einmal aufstellte, und blanker wurde, sicherte dann auch die benachbarte Seilschaft etwas genauer, und wir konnten wieder die Führung übernehmen. In der Zwischenzeit waren noch 2 weitere Seilschaften am Fuße der Wand eingestiegen (ca. 09:30). Ich als „Nachsteiger“ freute mich, bei echt saukaltem Wind im Schatten der Nordwand, nach ca. 2,5h in der letzten Seillänge wieder die Sonne im Gesicht zu haben. Um kurz nach 10:00 war die Nordwand dann geschafft. Hier trifft man auch wieder auf den Normalweg und beschreitet diesen in den letzten 10 Minuten bis zum Gipfel. Ich als „Newbie“ in Sachen Nordwände, muss im Nachhinein sagen, dass ich, vlt. auch durch die top Sicherungsarbeit von Christopher, die gesamte Nordwand genossen habe, diese zwar anspruchsvoll ist, aber wir sicher nicht an unsere Grenzen gehen mussten.
Der Abstieg
Auch der Abstieg über den Normalweg ist technisch unkompliziert, aber mit dem Gegenanstieg, nach verlassen des Gletschers, konditionell anspruchsvoll. Da waren wir dann umso mehr happy die 2,5 Stunden Abstieg von der Martin Busch Hütte mit den Bikes abkürzen zu können.
Fazit Hintere Schwärze Nordwand
Fazit: Alleine der Gipfel, als vierthöchster des Ötztales, ist es wert bestiegen zu werden. Diesen jedoch zusätzlich über die Nordwand erklommen zu haben, macht diese Tour sicherlich bereits zu einem Highlight in diesem Jahr.