- Teilnehmer: Kunzi, Thommy, Kechti
- Datum: 12/13/14.08.2015
- Schwierigkeit: 3
- Video Dufourspitze Westgrat: Teil 1 und Teil 2
Dufourspitze Westgrat: Die Akklimatisation
Der Dufourspitze Westgrat sollte es werden, da endlich Hochsommer war und die Westalpen konnten wieder einmal etwas genauer unter die Lupe genommen werden. Auch meine zwei Arbeitskollegen wollten noch eine anspruchsvolle Tour machen. Da ich auf vier Tage eingestellt war, schlug ich ihnen, nach kurzer Überlegung, das Lagginhorn (4010m) in Saas Grund – Walliser Alpen — zum akklimatisieren vor, um infolge dessen die Dufourspitze (4634m) endlich abzuschließen.
Leider konnte ich die beiden nur für den Dufourspitze Westgrat begeistern und so fuhr ich bereits am Donnerstagnachmittag alleine Richtung Saas Grund. Ich stieg noch am selben Tag auf die Weissmieshütte, biwakierte dort im Schlafsack und stand am Donnerstag um 10:00 mit ein paar anderen am Gipfel. Nach dem Abstieg fuhr ich weiter nach „Täsch“ dem letzten Dörfchen vor Zermatt, welches man noch mit dem Auto erreichen kann. Dort trafen dann auch Tommy und Kechti um Mitternacht (Freitag) ein. In einem leistbaren Hotel direkt am Bahnhof von Täsch verbrachten wir in einem Dreibettzimmer die Nacht.
Dufourspitze Westgrat Tag 1
Die Auffahrt
Samstag früh um 07:00 bimmelte uns dann der Wecker aus den Betten. Nach einem kleinen Frühstück nahmen wir den Zug nach Zermatt (20min.) und kauften uns direkt im Zentrum die Karten für die Gornergratbahn. An der Station Rotenboden mussten wir aussteigen, um den Zustieg zur Monterosa-Hütte nicht zu verpassen. Diese liegt zwar kaum höher als die Station der Bahn, jedoch auch mit flottem Schritt braucht man sicher 3h bis zur Hütte. Zudem die Monterosa-Hütte nicht unser finales Tagesziel war, sondern wir an diesem Tage noch so weit wie möglich Richtung Gletscher aufsteigen wollten, waren wir froh, so früh in den Tag gestartet zu sein.
Zustieg Zeltlager
Unmittelbar nach der Station Rotenboden überwältigt einen das Panorama mit Blick auf unzählige 4000er und mächtige Gletscher. Der erste Teil des Weges zur Monte Rosa Hütte, ca. 1h zu Fuss, führt abwärts zum „Grenzgletscher“. Man verliert hier in etwa 300Hm die man später wieder herein holen muss.
Nach einer langen steilen Metallleiter geht es dann auf den Grenzgletscher selbst. Der dortige Weg ist aber mit ausreichend Markierungen (Holzstangen) gespickt und der Weg ist somit eigentlich ausreichend gekennzeichnet. Nach einer weiteren Stunde Gletscher-kratzen betritt man erneut festen Untergrund. Der Weg ist nicht, wie viele heimische Wanderwege befestigt, aber die einzigartige Umgebung entschädigt dafür. Wenige Minuten nach dem Gletscher stellt sich der Anstieg zur Monterosa-Hütte etwas auf. Gegen 13.00 hatten wir die futuristisch anmutende, energieautarke Hütte erreicht. Wir machten nur eine kleine Trinkpause und marschierten sofort weiter. Über 1,5 Stunden verfolgte uns nun relativ wegeloses Terrain. Vom Gletscher geschliffener Felsuntergrund bis hin zu, zu überkletternden Gesteinsblöcken war alles dabei. Nach Überwindung einer Felskante kamen wir dann schließlich zu den Ausläufern des Gletschers, wo wir uns dann endgültig anseilten und die Steigeisen montierten. Es dauerte nicht lange und wir standen inmitten eines zerklüfteten Gletscherspalten-Labyrinths. Wären hier nicht bereits Spuren vorangegangener Gipfelaspiranten im Schnee verewigt gewesen, hätten wir hier wahrscheinlich nur schwer durchgefunden. Nach 25 Minuten hatten wir auch diesen gefährlichen Teil hinter uns. Nach nunmehr ca. 5-6h Marsch mit unseren 20 Kilo-Rucksäcken lechzten wir schön langsam nach einem gemütlichen Biwak-Platzerl…
Noch einmal stellte sich der Gletscher vor uns leicht auf, dann erreichten wir aber ein Plateau mit sensationellem Blick auf Lyskamm und auch den letzten Teil des Dufourspitze Westgrates konnten wir erkennen. Genau hier stellten wir nun unsere zwei Expeditionszelte auf, und begannen um 16:30 mit dem Wasserkochen. In kurzer Hose und teilweise sogar kurzärmlig genossen wir Hartwurst mit Baguette und Fertignudeln; das Matterhorn stets im Blick. Um 20:30 warfen wir uns in die Zelte und versuchten ein wenig zu schlafen, was auf einer Höhe von 3800m nicht immer leicht fällt.
Dufourspitze Westgrat Tag 2
Der Auftsieg
Wie erwartet, war die Nacht sehr kurz und um 05:00 ging der Wecker. Seilschaften, die die Monterosa-Hütte als Unterkunft nutzten, mussten schon 3 Stunden früher aus den Betten. Diesen zeitlichen Vorsprung sollten wir aber bereits am Vortag wettgemacht haben. Und so war es auch. Um 05:30 passierte uns die erste Seilschaft die von der Motnerosa-Hütte aufgestiegen kam. Direkt dahinter folgten wir; wiederum verfolgt von anderen Stirnlampen.
Der Weg bis zum „Sattel“ in 4359m (ca. 2,5h) war ohne gröbere technische Herausforderungen. Lediglich Steigeisen unterstützten unseren Aufstieg. Ab dem Sattel änderte sich das Gelände und wir nahmen zusätzlich den Pickel zur Hand. Ein steileres ca. 150m langes und 35° steiles Schneefeld führt hier zum Point P. (4499m). Nach einer halben Stunde hatten wir diesen erreicht, und auch der Fels des Dufourspitze Westgrates kam wieder zum Vorschein. Das klettern begann. Schwieriger als im dritten wurde es jedoch nie. Wir fanden zudem immer wieder Möglichkeiten zum absichern (sowohl Haken als auch mittels Bandschlingen).
Einmal wurde es recht eng, als uns eine Seilschaft kurz vor dem Gipfel in wirklich ausgesetztem Gelände entgegen kam, jedoch auch hier wussten beide Seilschaften was zu tun war. Noch ein finaler enger Kanal nach oben (3er) und der Gipfel mit dem gestürzten Gipfelkreuz war erreicht. Knapp vor 11.00 Uhr und wir als erste Seilschaft von Zermatter Seite aus am Gipfel – wir waren happy. Aber nur wenige Sekunden später, schlossen bereits zwei weitere Seilschaften auf uns auf. Ein sehr mutiger Einzelgänger von italienischer Seite folgte nur kurz danach (Campagna Reghina Margerita).
Wir gratulierten uns gegenseitig, schossen ein paar Fotos, genossen den einzigartigen Ausblick und verewigten uns mit einem Sticker am Gipfelkreuz. Danach war der Abstieg über den Silbersattel geplant.
Der Abstieg
Am Einstig waren wir sehr schnell (5 Min.) Massive Taue schlängeln sich hier die Bergflanke Richtung Sattel hinab. Mit Karabiner und langen Bandschlingen gesichert, war dies aber mehr Spaß als Ernst. Im Sattel angekommen, lachte uns der Nordend Grat entgegen, wir wussten jedoch, dass der Abstieg bis zur Station Rotenboden ein sehr sehr langer war. Zusätzlich mussten wir ja noch unsere Biwak-Ausrüstung dazu laden. So ging es flotten Schrittes den Spuren entlang bis zum Camp. Kurz nach Mittag waren wir dort, füllten unsere Flüssigkeitsspeicher und packten alles in die Rucksäcke.
Denselben Weg wie am Vortag ging es nun Richtung Monterosa-Hütte. Etwas weniger motiviert, marschierten wir von hier aus weiter und erreichten um 18:00 die Station Rotenboden; verpassten um 3 Minuten die Bahn und mussten eine weitere Stunde warten.
Die Heimreise
Das Auto erreichten wir schließlich erst um 20:00 und auf die Heimreise nach Innsbruck (5h) freute sich, spätestens jetzt gar keiner mehr. Allein mit dieser Fahrt hätten wir uns einen Sponsor-Vertrag mit Red Bull verdient.
Schlussendlich sind wir dann gegen 01:00, nach 21 Stunden auf den Beinen sicher zu Hause angekommen.
Dufourspitze Westgrat Fazit:
Ein wahrer Kraftakt, welcher es, unserer Meinung nach auch verdient hat, als schwerste Tour der „Seven Summits of the Alps“ bezeichnet zu werden. Der Dufourspitze Westgrat ist ein Muss auf jeder „To-Do-Liste“ eines Bergsteigers.